Ein Pferd leidet unter Rittigkeitsproblemen, wenig Rückenmuskulatur, hat eine lange Lösungsphase, schwitzt schnell und ist beim täglichen Training eher matt und lustlos. Als erstes wird nun händeringend nach einem passenden Konzentrat gesucht, das Muskulatur aufbaut und die Rittigkeit unterstützen soll. So einfach ist es jedoch in den wenigsten Fällen, oft sind Mängel in der Gesamtration für die oben geschilderten Defizite verantwortlich und deshalb ist es ratsam die ganze Fütterung fachkundig unter die Lupe zu nehmen. Die Überprüfung der Ration sollte zunächst bei der Futtergrundlage beginnen.
Weidegang für Sportpferde. Ein ganz lautes ja, auch Sportpferde müssen auf die Weide, aber bitte in Maßen. 8 h Weidegang bei massivem Grasaufwuchs im Frühjahr und Sommer, das hält selten ein Pferd durch und erst recht kein Sportpferd das am Abend noch trainiert werden soll. Pferde sind nach wie vor Steppentiere und somit genügsame „Fresser". Da auf den meisten Weideflächen sehr nährstoffreiche Gräser wachsen – meist Hochleistungsgräser für Rinder, so ist ein mehr oder weniger begrenzter Weidegang erforderlich. 4 bis 5 Stunden pro Tag sind sicherlich ausreichend. Die restliche Zeit des Tages wäre dann ein befestigter Auslauf zu begrüßen und eine 3. Mahlzeit Heu.
Heu – ein Garant für Leistung, guten Futterzustand und Wohlbefinden. Die Heuqualität und die Zuteilung von Heu ist die wichtigste Basis für die Gesunderhaltung der Pferde und dies gilt auch für Sportpferde! Diesen Grundsatz kann man gar nicht oft genug erwähnen! Dabei beeinflusst die Heuqualität und die Heuzuteilungstechnik ganz maßgebend die Dickdarmflora, den Wasser- und Elektrolythaushalt und ganz wichtig auch den Energiestoffwechsel. Die Fütterung von zu wenig Heu oder aber minderwertigem Heu kann zu Koliken, Durchfall, Appetitlosigkeit und Magengeschwüren führen und auch den Futterzustand einschränken. Zu wenig Heu oder qualitativ ungeeignetes Raufutter kann zudem im Dickdarm des Pferdes Verdauungsstörungen auslösen, die oft gar nicht als solche erkannt werden. So können lange Lösungsphasen und Verspannungen schlichtweg durch leichte Bauchschmerzen verursacht werden, die durch Mängel in der Grundfütterung entstehen.
Als Faustregel für Sportpferd gilt: 1,2 bis 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht und Tag (ohne Weidegang), je nach Leistungsrichtung.
Die Rationen der Sportpferde sind oft zu kraftfutterlastig. Selbstverständlich brauchen Sportperde außer hochwertigem Heu gut verfügbare Kohlenhydratquellen, sonst ist Muskelkraft, speziell für schnelle Bewegungen kaum zu erreichen. Hierfür eignet sich nun in der Praxis Hafer in Kombination mit speziellen Energiekonzentraten und Pflanzenölen. Hafer liefert nicht nur ein hochwertiges Aminosäurenspektrum (=Eiweißbestandteile, die wichtig für die Bildung von Zellen sowie für Hormone und Enzyme sind), sondern ist gut verdaulich und bekömmlich. Dabei weist Hafer eine Verdaulichkeit von etwa 90 % im Dünndarm auf. Mais und Gerste erreichen diese nur, wenn die Getreidekörner hydrothermisch aufgeschlossen werden. Hafer enthält zudem einen hohen Anteil an Schleimstoffen und Rohfaser, die als Schutz der Darmschleimhäute dienen und den Verdauungsbrei für die enzymatische Verdauung gut verwertbar machen. Da kann keine andere Getreidesorte mithalten. Also warum sollte man diese, ernährungsphysiologisch als so wertvoll zu bewertende Getreidesorte aus der Fütterung verdammen? Nur eine schlechte Lobby spricht dagegen und zahlreiche unbegründete Vorurteile. Allerdings kommt es, wie bei allen anderen Futtermitteln, auf eine einwandfreie Qualität an.
Nun brauchen aber gerade Hochleistungspferde (Springpferde, Rennpferde, Vielseitigkeitspferde und auch Dressurpferde auf Grand-Prix-Niveau) mehr Energie als Hafer alleine liefern kann bzw. ein enges Eiweiß:Energie-Verhältnis in der Gesamtration. Somit kommt es nun darauf an eine passende Energiequelle zu finden, um Energiedichte in die Ration zu bringen. Auf dem Futtermittelmarkt findet man für diesen Zweck eine Reihe sehr guter und hochverdaulicher Energiekonzentrate. An dieser Stelle sollte jedoch erwähnt werden, dass die tatsächliche Beanspruchung des Pferdes sehr oft überbewertet wird. Dies hat zur Folge, dass viele Pferde die nur leichte sportliche Leistungen erfüllen müssen, zulasten der Raufuttermenge mit Kraftfutter überversorgt werden, was sich wiederum negativ auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit auswirkt.
Mineralstoffe, Vitaminen und Spurenelemente – in der Ration oft ein großes Durcheinander,
haben aber alle samt einen hohen Einfluss auf die beim Sportpferd stark beanspruchten Organsysteme Herz, Kreislauf, Muskulatur, Bewegungsapparat und Lunge. Im Raufutter und Hafer sind diese wichtigen „Vitalstoffe" nicht ausreichend enthalten, das haben zahlreiche Untersuchungen gezeigt, so dass eine passende und bedarfsgerechte Ergänzung unerlässlich ist. Jetzt reicht es aber bei Weitem nicht aus, sich mit verschiedenen Döschen einzudecken oder sich einfach ein beliebiges Mineralfutter anzuschaffen. Sondern eine passende Ergänzung ist gefragt. Überversorgungen sind genauso ungünstig wie Unterversorgungen und auch die Bioverfügbarkeit der im Mineralfutter enthaltenen Rohstoffquellen für das Pferd ist entscheidend für den Fütterungserfolg. Also um es offen zu sagen: bei fast allem holt man heute den Fachmann, nur bei der Pferdefütterung redet jeder mit. Manche Zusammenhänge brauchen halt doch eine „fachmännische" Betrachtung. Nur dann können Sie sicher sein, das Beste für ihr Pferd getan zu haben, um die Gesundheit und das genetische Potential über eine sinnvolle Fütterung zu fördern.
Fehler der Sportpferdefütterung im Überblick:
• Grundfutterart, -Qualität und –Zuteilung wird vernachlässigt.
• Kraftfutterlastige Rationen.
• Ungünstige Kraftfuttermittel.
• Über- oder Unterversorgung mit Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente.
• Zu wenige Aminosäuren.
• Mängel in der Fütterungstechnik.
Autor: Dr. Maroske