Aquatraining beim Pferd

Wassertherapie gibt es in der Humanmedizin schon lange. Man hat vor 20 Jahren in den USA begonnen, Pferde im Swimmingpool schwimmen zu lassen. Das hat sich bei Rennpferden, die sich beim Rennen strak strecken müssen, zum Teil bewährt, bei Reitpferden nicht beonders, da die Pferde im Pool mit gestrecktem Hals und durchgedrücktem Rücken schwimmen müssen und eine völlig andere Muskulatur und Haltung der Wirbelsäule entwickeln, als beim Reiten mit den Schwerpunkt der Versammlung erwünscht ist. Da das Schwimmen auch einen gewissen Stress für die Pferde bedeutet, wurde das Wasser abgesenkt und die Formen des Aquatrainings auf gefluteten Laufbändern entwickelt.
Im so genannten Aquatrainer kann man das Wasser hierbei von Pferd zu Pferd wechseln – im Vergleich zum Pool ein Vorteil, der auch ein gewisses Infektionsrisiko mindern hilft. Dazu kommt, das die meisten Pferde den Aquatrainer gut annehmen. Auch das ist ein Vorteil gegenüber dem Schwimmen.

Wenn je nach Art einer Operation, z. B. Entfernung eines Geleknkchips, eine längere Stehphase zur Regeneration der erkrankten Strukturen angeordnet werden muss, gilt es im Anschluss daran den „Bewegungsstau" des Pferdes sinnvoll und vorsichtig zu überwinden. Mit dem Aquatrainer kann man hier dosiert vorgehen und vorsichtig antrainieren (meist im Gegensatz zum Führen an der Hand, bei dem es immer wieder zu Folgeverletzungen kommt, da das Pferd sich nicht so gut handeln lässt.

Verbringt man das Pferd in den Aquatrainer, füllt man nach dem Anlaufen des Bandes zunächst das Wasser auf wenige Zentimeter Höhe ein. Die Pferde versuchen, wenn das Wasser steigt, auf der Wasseroberfläche zu fuß0en; das hat den Effekt, dass eine enorme Muskelarbeit zustande kommt, die bei einer ganz geringen Belastung in der Stützphase zur Ausprägung der Muskulatur führt. Das Bestreben des Pferdes, auf der Wasseroberfläche zu fußen, geht natürlich nur bis zu einer gewissen Wassertiefe. Dabei setzt ein stoßbrechener Effekt ein weil das Pferd nicht wie auf dem normalen Laufband in der Fußfolge beim Auffußen abgestoppt wird, sondern es auf dem Wasserfilm zunächst als erste Phase der Druckbrechung etwas gleitet, danach im Wasser absinkt und eine stark verkürzte Stützbeinphase mit nachfolgender schneller Abrollphase erhält.

Ein weiterer nutzbarer Effekt ist der Widerstand, den das Wasser bei höherem Wasserstand bietet. Man kann diesen Widerstand noch vergrößern, indem man eine Gegenstromanlage benutzt. Damit wird der Schub der Hinterhand erhöht. Man beginnt ein solches Training im Schritt und mit sehr kurzen Intervallen, zweimal täglich drei bis vier Minuten, dann wird das Ganze langsam gesteigert, bis dann nach 8 Wochen zweimal 20 bis 25 Minuten schritt und ca. 10 Minuten Trab erreicht sind. Man kann theoretisch auch galoppieren, aber der Galopp hat scheinbar bis jetzt noch keinen therapeutischen Wert gezeigt.

Steigt das Wasser weiter an, wird durch den erhöhten Schub aus der Hinterhand die Rückenbewegung stärker und erklärt, dass (mittels Ultraschall gemessen) eine Dickenzunahme des langen Rückenmuskels von 3,5 cm innerhalb von 4 Wochen erreicht werden kann.
Auch junge Pferde kann man im Aquatrainer für ca 4-5 Wochen auf diese Weise schonend antrainieren und erleichtert ihnen damit die Ausbildung der tragfähigen Rückenmuskulatur. Dies sollte jedoch speziellen Einzelfällen vorbehalten sein, denn man sollte nicht von der klassischen Ausbildung zugunsten einer Vereinfachung abweichen und Pferde auf einen Aquatrainer stellen, um hiernach losreiten zu können. Das ist sicher nicht das Ziel, da bei einer Muskelzubildung im Aquatrainer die natürliche Schiefe des Pferdes nicht überwunden wird. Vorrangig sind die Rehabilitation, das schonende Antrainieren und damit die gezielte Ausbildung der Muskulatur eines zuvor kranken Pferdes.




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